Für Kerrymen ist Cork, die nächste richtige Großstadt, schon ganz schön weit weg. Dennoch ist Cork auch ganz nah. Wer den Ring befährt und am Südende Pause im schönen Kenmare macht, hat nur noch wenige Kilometer nach Süden bis zum County Cork, das mitten auf der Halbinsel Beara beginnt.
Wer nun über den Pass südwärts weiterfährt, kommt allmählich in eine andere, eher liebliche Landschaft. Wie an der Perlenschnur aufgereiht nette Städtchen, Küstenlinien mit Buchten, vorgelagerten Inselchen, etliche Jachthäfen. Hier mutet Irlands Südwesten stellenweise fast mediterran an. Na ja, wenn das Wetter mitspielt. Wer viel Zeit hat oder den Rückweg mit dem Auto über Tage plant wird an dieser Fahrt über Bantry, Skibbereen oder Kinsale viel Freude haben.
Dann liegt Cork, die Metropole Munsters, des irischen Südens auf der Strecke und sollte mit einem Besuch gewürdigt werden. Vieles erinnert hier an Dublin. Was dort der River Liffey ist hier der River Lee, die Häuserreihen und Prachtbauten (re) ähneln sich ebenfalls, bei jungen Leuten scheinen beide Städte hoch im Kurs. Und doch hat Cork auch ganz andere Seiten. und sei es nur der fundamentale Unterschied, wenn es um Stout geht: Während man im Dublin ein Pint (0,58l) Guinness bestellt, trinkt man in Cork lieber das lokale Murphy's....mal ganz ehrlich.....schmeckt ja auch wirklich ein bisschen besser, nicht so bitter.
Dem ganz großen Sohn der Stadt, dem 1995 verstorbenen Rock- und Blues Gitarristen, Sänger, Komponisten und Dichter Rory Gallagher haben die Stadtväter einige kleine Gedenktafeln und einen Platz gewidmet, darauf ein ziemlich futuristisch anmutendes Denkmal .(siehe unten). Ein eher dem echten Rory mit Stratocaster und wehender Mähne nachempfundenes Denkmal findet man stattdessen in Ballyshannon, Co. Donegal, weit oben im Nordwesten der Insel, wie auch ein alljährliches Festival.
Dort wurde Rory geboren, weil der Vater aus dem Norden kam und samt Familie beruflich dahin abkommandiert war. Rorys Mutter aber kam aus Cork und ging später mit den Kindern wieder zurück. Hier wuchs Rory auf und kam über Irish Music zu Gitarre und Saxophon. Und zu Blues und Rock'n'Roll, Musikstile, die gerade aus den USA über den Atlantik nach Europa herüber schwappten. Von hier, von Cork aus, hat Rory diese Musik aufgenommen, kopiert, interpretiert, verändert und schließlich mit seiner abgewetzten Fender Stratocaster, zusammen mit einer Handvoll ebenbürtiger Kollegen, den Briten Eric Clapton und Jimmy Page und dem Amerikaner Jimi Hendrix etwa, ab Mitte der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, eigentlich nicht mehr und nicht weniger geleistet, als die Rockmusik zu erfinden: Der wichtigste Beitrag Irlands zu einem kulturellen Wandel ersten Ranges. Was auch durchaus im musikalischen Sinne zu verstehen ist. Rory hat seinen Blues-Rock immer wieder mit Elementen der irischen Musik bereichert und einen ganz eigenen Stil entwickelt, hochgeachtet bei Kollegen und weltweit geliebt von seinen Fans!
Dabei ist Rory Gallagher immer ein bodenständiger, freundlicher Typ geblieben, ein Honest Bluesman eben. Wenn das mal kein Denkmal wert ist! Eine kleine Ehrung erfährt Rory Gallagher auch bei uns im Eingangsbereich von Rineen House in Kerry.